Überblick über die europäische Campinglandschaft im Jahr 2023
Die europäische Tourismusbranche hat in den vergangenen Jahren ihre Belastbarkeit bewiesen. Im Jahr 2023 gab es ganze 2,9 Milliarden Übernachtungen in europäischen Touristenunterkünften. Das ist ein Anstieg von 6,1% gegenüber 2022 und ein Anstieg von 1,4% gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. ACSI hat sich den Campingsektor genauer angesehen und untersucht, ob auch hier das Niveau von 2019 schon wieder erreicht ist. Um einen guten Überblick über die europäische Campinglandschaft zu erhalten, wurde die Anzahl der Übernachtungen im Jahr 2023 mit der im Jahr 2019 verglichen. Ferner wurden die Zahlen für einige Länder näher beleuchtet und nach Marktentwicklungen und anderen Gründen gesucht, die diese Zahlen erklären könnten.
Campinglandschaft in Dänemark
In Dänemark stieg die Zahl der Übernachtungen im Jahr 2023 im Vergleich zu 2019 um 10,8%. Verglichen mit 2022 ist jedoch eine Verringerung von 4,1% zu verzeichnen. Dies ist auf den starken Rückgang der Touristen aus Norwegen und Schweden zurückzuführen. Obwohl die Zahl der inländischen Übernachtungen immer noch überwiegt, ist ihr Anteil leicht rückläufig: von 71% im Jahr 2019 auf rund 66% im Jahr 2023. Dies wird durch einen positiven Trend bei der Zahl der ausländischen Besucher ausgeglichen. Sie besuchen besonders gerne Syddanmark, die Region im Süden Dänemarks (25% der gesamten Übernachtungen ausländischer Touristen).
Camping in Frankreich
In Frankreich ist die Zahl der Übernachtungen stetig gestiegen. Mit insgesamt 141.673.269 Übernachtungen stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 4,4%. Im Vergleich zu 2019 ist sogar ein Wachstum von 10,2% zu verzeichnen. Der Großteil der Übernachtungen (rund 70%) entfiel auf einheimische Touristen. Einige Regionen schnitten besonders gut ab. So brachte die Hochsaison 2023 den Campingplätzen in der Region Bourgogne-Franche-Comté eine Rekordzahl an Gästen (aus dem In- und Ausland). Innerhalb dieser Region entfallen 79% des Tourismus auf die Departements Côte d’Or, Saône-et-Loire, Jura und Doubs. Die französische Campingbranche stellt fest, dass viele Europäer wieder zurückgekehrt sind, nicht jedoch die italienischen Touristen.
Camping in Spanien
Spanien verzeichnete 2023 die höchste Zahl an Übernachtungen der vergangenen Jahre: 47.286.134. Dies entspricht einem Wachstum von 16,1% gegenüber 2019. Eine knappe Mehrzahl (54,5%) der Übernachtungen entfiel auf inländische Gäste. Ihr Anteil ist damit im Vergleich zu 2019 leicht gestiegen, was bedeutet, dass der Anteil der ausländischen Touristen leicht gesunken ist. Dennoch sind insbesondere die Campingplätze an der Mittelmeerküste weiterhin stark auf ausländische Touristen angewiesen, vor allem aus den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Erfreulicherweise ist auch hier ein Aufwärtstrend zu verzeichnen. Dank dieser positiven Entwicklung erholt sich Spanien langsam von den katastrophalen Auswirkungen der Corona-Krise.
Italien
Auch in Italien zieht der Tourismus nach einigen schwierigen Jahren wieder an. Die Zahl der Übernachtungen war mit rund 69.500.000 höher als in den letzten Jahren und hat das Niveau von 2019 überschritten. Das Verhältnis von ausländischen zu inländischen Touristen hat sich in diesen Jahren leicht verschoben. Waren 2019 noch knapp die Hälfte der Besucher ausländische Touristen, so sind es 2023 bereits 55%. Das bestätigt das Bild, dass ausländische Gäste wieder den Weg nach Italien gefunden haben und das ist es, worauf der italienische Tourismus letzten Endes zu einem Großteil fußt. Im vergangenen Jahr hat vor allem Norditalien gut abgeschnitten und auch der Tourismus in Mittelitalien hat angezogen. Das schlechte Wetter in den Monaten Juni und Juli führte jedoch zu einem leichten Rückgang der Besuche ausländischer Touristen in Süditalien und auf den Inseln.
Urlaub in Deutschland
Mit 42.389.291 Übernachtungen verbuchte Deutschland 2023 die höchste Zahl an Übernachtungen in den zurückliegenden Jahren. Der Inlandstourismus trägt hierzu einen wichtigen Teil bei. Der Anteil der inländischen Übernachtungen (8689,4%) ist in Deutschland bemerkenswert hoch und hat sich nach der Corona-Pandemie noch gesteigert. Die Gesamtzahl der Übernachtungen, einschließlich Hotelübernachtungen, weist 2023 einen Anstieg von 8,1% gegenüber 2022 auf, zeigt aber im Vergleich zu 2019 einen Rückgang von 1,7%. Die Tatsache, dass die Zahl der Campingplatz-Übernachtungen im gleichen Zeitraum (2023 gegenüber 2019) um 18,6% gestiegen ist, macht deutlich, dass die Beliebtheit des Campings auch in Deutschland erheblich zugenommen hat.
Urlaub in den Niederlanden
Die Niederlande verzeichneten 2023 die höchste Zahl an Übernachtungen der letzten Jahre: stolze 28.379.344. Dies entspricht einem Wachstum von 29,7% im Vergleich zu 2019. Die meisten dieser Übernachtungen (rund 73% sowohl 2019 als auch 2023) entfielen auf inländische Touristen. Die am besten besuchten niederländischen Provinzen sind Zeeland, Gelderland und Nordholland, und auch dies ist hauptsächlich auf inländische Übernachtungen zurückzuführen. Die Ausnahme von dieser Regel ist Zeeland, wo auch viele deutsche Touristen übernachten.
Camping in Kroatien
Kroatien verbuchte 2023 die höchste Zahl an Übernachtungen der vergangenen Jahre: 21.643.844. Dies entspricht einem Wachstum von 12,8% im Vergleich zu 2019. Bemerkenswert ist, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz der Übernachtungen (ca. 3%) auf inländische Touristen entfällt, auch wenn diese Zahl 2023 im Vergleich zu 2019 um einige Prozentpunkte gestiegen ist. Die Campingplätze bemerken einen positiven Trend bei ausländischen Touristen, stellen aber auch fest, dass diese angesichts der gestiegenen Preise oft eine relativ preiswerte Option und geringere Qualität wählen. Außerdem beobachten sie einen spürbaren Rückgang der Gäste aus Italien.
Mit Optimismus in die Zukunft blicken
Die Zahlen zeigen, dass sich die Campingbranche vielerorts von der CoronaKrise erholt hat. Frank Jacobs, Manager Business Development bei ACSI, teilt diese Einschätzung.
„Es ist kein Geheimnis, dass Camping gerade während der Corona-Pandemie an Popularität gewonnen hat. In dieser Zeit haben sich viele neue Zielgruppen für das Campen interessiert, zum Beispiel Menschen, die sich früher für einen Flugurlaub entschieden und in einem Hotel oder einer Ferienwohnung übernachtet hätten. Jetzt haben sie (auch) das Camping entdeckt und investieren in den Kauf von Campingausrüstung und -zubehör. Das ist schon eine Investition in die Zukunft.“
In dieser Hinsicht ist der Urlaub zu Hause für immer mehr Menschen eine Option. „Während der Corona-Krise war der Urlaub zu Hause für viele Camper die einzige Möglichkeit. Infolgedessen ist der heimische Markt gewachsen oder neu entstanden. Für die Campingplätze ist dies eine gute Nachricht, da sie dadurch weniger abhängig von ausländischen Campern sind.“
Gleichzeitig stellt Jacobs fest, dass auch der Auslandstourismus wieder im Aufwind ist. „An den spanischen Küsten und in Regionen wie der Provence-Côte-d’Azur und Languedoc-Rousillon herrscht ebenfalls wieder Hochbetrieb. Das schafft ein schönes Gleichgewicht zwischen inländischem und ausländischem Tourismus.“
Dann ist da noch die Diskussion über den Klimawandel. Führt dieser dazu, dass die südeuropäischen Länder in der Hochsaison bei den Urlaubern weniger beliebt werden? „Bei den Campern sehen wir dieses Bild noch nicht“, meint Jacobs. „Ich denke auch, dass es von der Art des Campers abhängt.
Die Sonnensicherheit in Nordeuropa ist einfach viel geringer. Das haben wir letzten Sommer erlebt. Ich erwarte daher, dass die Sonnenhungrigen weiterhin in den Süden gehen werden. Aber es gibt sicher auch Leute, die wegen der Hitze ohnehin kühlere Ziele wählen und mehr in den Norden fahren“, so Jacobs abschließend.